Fahrzeugpflege – Aber richtig!

Liebe Leser, man hat mich gebeten, für diesen wunderbaren Blog einen Beitrag über das zu verfassen, was ich gerne die „erweiterte“ Fahrzeugpflege nenne. Diese unterscheidet sich ziemlich von dem, was sich Nachbar Müller mit seinen Baumarkt- Mittelchen und einer Rolle Küchenkrepp in seiner Auffahrt zusammenputzt. In erster Linie dadurch, dass sie sich der Maschinen, Mittel und Methoden professioneller Fahrzeugaufbereiter bedient. Allerdings mit einem kleinen Unterschied.

Gewerbliche Profis arbeiten in der Regel unter Preis- und damit Zeitdruck. Trotz ausgezeichneter Maschinen und Pflegemittel ist in der Regel keine Zeit für eine zeitraubende, wirklich Hochwertige Arbeit. Geschweige denn, für Perfektion, es sei denn, man ist bereit, 500,- EUR und mehr auf den Tisch zu legen. Der Hobbypfleger dagegen hat alle Zeit der Welt, seine Zeit „kostet“ nichts… Nur kennt dieser meistens die Werkzeuge, die Tricks und die Pflegemittel der Profis nicht. Erst wenn alles zusammenkommt, also gutes Werkzeug, gute Mittel, Zeit, Anwendungswissen, Sorgfältigkeit und auch ein wenig Detailverliebtheit, kann ein praktisch neuwertiger Zustand (wieder-)hergestellt und über viele Jahre erhalten werden.

Genau dies mache ich nun mit meinen Autos und mit denen von Freunden, Verwandten und Bekannten. Und ich schreibe in meinem TT-Forum darüber, wo der Blogbetreiber auf mich aufmerksam geworden ist.
Womit mir bei meiner Person wären: Ich heiße mit Vornamen Thomas, bin Mitte 40 und habe im realen Leben mehr mit SAP zu tun als mit Autos. Die Fahrzeugpflege betreibe ich hobbymäßig in meiner Freizeit, als Ausgleich zu meinem eher „kopflastigen“, zeitintensiven Beruf.

Die ersten Waschanlagenkratzer

Eine Waschanlage war vor gut 7 Jahren so freundlich, mir 3 dicke, gut sichtbare Kratzer in meinen erst 1 Jahr alten, schwarzen A3 zu peitschen. Der Betreiber wollte den Schaden nicht ersetzen, und ich die Haube nicht neu lackieren. Also las ich mich im Internet ein, wie man sich in solchen Fällen selbst hilft, besuchte noch einen Crashkurs bei einem Profiaufbereiter, kaufte mir mit einem Kumpel zusammen die Grundausrüstung und dann legten wir los. Obwohl das unser „erster Versuch“ war, waren danach nicht nur die Kratzer weg, sondern der Wagen glänzte obendrein wie die Hölle (Bilder wurden nicht nachbearbeitet):

Genau an dieser Stelle hat es uns dann gepackt. Wir haben sehr schnell gemerkt, dass wir mit steigender Übung und Erfahrung immer bessere Ergebnisse erreichen. Auch einem älteren, nur durchschnittlich gepflegten Fahrzeug, wenn es keine größeren Schrammen oder Beulen hat, können wir nun quasi den „Neuwagen-Look“ verpassen. Ich kann nicht für meinen Kumpel sprechen, der etwas vielseitiger orientiert ist, aber für mich ist die Fahrzeugpflege in kürzester Zeit zu meinem primären Hobby geworden.

Aber okay, genug von mir, was macht diese „erweiterte“ Fahrzeugpflege denn nun so viel besser als 2x im Monat die Nutzung einer Waschanlage mit „Heißwachs“?

Ich gehe in diesem ersten Artikel zunächst einmal auf die richtige Fahrzeugwäsche ein, die die Grundlage für ein lang anhaltend neuwertig aussehendes Fahrzeug ist. Denn wer seinen Lack mühevoll poliert hat und eine Woche später gleich wieder in die erstbeste, verranzte Waschanlage fährt, der hätte sich die Mühe gleich sparen können. Dagegen ist die richtige Wäsche mit den richtigen Mitteln bei einem Fahrzeug in einem gutem Ausgangszustand schon ein brauchbarer Weg, den guten Zustand und auch eine brauchbare Konservierung zu erhalten. Es ist halt nicht Jedermanns Ding, ein paar hundert EUR im Jahr für Pflegemittel auszugeben und ein paar hundert Stunden im Jahr mit der Autopflege zuzubringen. Ein gepflegtes Auto jedoch – darauf steht jeder. Wenn das nur nicht immer in Arbeit ausarten würde … :)

Lack-Killer Waschanlage

Ich weiß. 9 von 10 Leuten, die man auf offener Straße nach dem Zufallsverfahren ansprechen würde, würden angeben, dass sie regelmäßig in die Waschanlage fahren. Warum also soll das so schlimm sein, macht doch „jeder“? Zumal der Autohändler bei der Inzahlungnahme des Altfahrzeuges doch auch noch nie gesagt hat: „Bäh, der ist ja immer in der Waschanlage gewaschen worden, jetzt gibt’s gleich mal EUR 500,- weniger für Ihr Altfahrzeug“.

Folgende Gedanken von mir dazu: Ein schlechter Lackzustand ist heute völlig normal und fällt niemandem weiter auf. Ich habe da mal eine kleine Gegenüberstellung gemacht. Völlig ungestellt. Ich bin nach der Idee dafür sofort vor die Tür gegangen und habe das erst beste Auto (ein weißer 1er BMW) genommen und die Reflektion des Himmels im Lack fotografiert. Danach bin ich zu meinem Auto (das weder frisch aufbereitet noch frisch gewaschen war) und habe das Foto unter gleichen Bedingungen wiederholt (oranger Lack).

In dieser Gegenüberstellung wird der Unterschied sehr deutlich. Aber wenn Ihr Euch einmal, auch als „auto-interessierte Personen“ (sonst wärt Ihr ja nicht hier in diesem Blog) vorstellt, Ihr guckt das weiße Auto zufällig auf dem Supermarktparkplatz an:
Was würdet Ihr ganz spontan dabei denken: „Oh, ein weißer BMW“? Oder „Mann, was für ein mieser Lackzustand“? Eher das erste, oder? Weil nämlich nahezu alle Autos so oder noch schlimmer aussehen. Weil es nämlich ganz normal ist, in die Waschanlage zu fahren – und das erzeugt nach ein paar wenigen Jahren (manchmal nur Monaten) unweigerlich so ein Lackbild.
Macht doch mal aus Spass den „Himmel-Test“ auf Eurer Motorhaube … ernüchternd, oder?

Was genau tut die Waschanlage denn nun so Böses?

  • Sie peitscht stärkere Furchen und Kratzer in den Lack, die den „Eislaufbahnlook“ (Fachausdruck: Swirls) erzeugen, wie bei dem weißen BMW gezeigt.
  • Sie peitscht schwächere, oberflächliche Kratzcherchen in den Lack. Diese erzeugen den sog. Grauschleier, der Lack wird glanzlos, matt und tendiert bei dunklen Farben ins gräuliche.
  • Sie ist ein permanentes Risiko für größere Schäden, z.B. Kratzer durch bis auf die Grundierung. In diesem Fall ist man, wenn man Schadenersatz erlangen möchte, in der Nachweispflicht, dass die Anlage den Schaden erzeugt hat und er nicht schon vorher bestand …

Warum entwickelt man nicht einfach sanftere, schonendere Waschanlagen?

Tut man. Anlagen, die textile Waschmedien über den Lack führen oder Schaumstoff verwenden, sie deutlich schonender zum Lack solche, die Nylon oder Mossgummi auf den Lack peitschen.
Aber die Sinnhaftigkeit solch schonender Methoden hat Grenzen, nämlich dort, wo die Reinigungswirkung nachlässt. Ein Waschanlage muss „immer“ sauber waschen, damit der Betreiber nicht endlose Beschwerden und Reklamationen zu hören bekommt. Sie muss jedes Auto sauber waschen: Sowohl den gepflegten Neuwagen wie auch den schlammverkrusteten Jeep von Oberförster Wetzel. Sie kann nicht unterscheiden zwischen einem gepflegten, relativ sauberen Autos und einem sehr schmutzigen Auto. Also haut sie immer voll drauf, damit es ja auch sauber wird. Mit den oben geschilderten Folgen…

Die Sanfte Handwäsche

Handwäsche ist um ein Vielfaches schonender, muss aber erst einmal möglich sein. Nahezu alle Gemeinden verbieten heutzutage die Autowäsche am Straßenrand oder in der Auffahrt. Also muss man einen Waschplatz aufsuchen, der die Handwäsche aber oft auch untersagt, weil sie in der Regel länger dauert als die Benutzung der „Besen“, die dort zu Verfügung gestellt werden. Kunde verweilt länger in der Box und benutzt Wasser aus einem Eimer = weniger Umsatz.

Und, um Euch diesen Zahn gleich zu ziehen: Die Benutzung dieser Waschbesen dort ist nur wenig schonender als der Besuch einer gut gepflegten Waschstrasse. Ihr wisst nicht, was für versiffte Karren vor Eurem Wagen mit diesem Besen gewaschen wurde, was noch alles in der Bürsten hängt. Ich habe schon Kinder damit den Boden fegen sehen, während Papi 2 Boxen weiter nichtsahnend sein Auto wusch …
Die Kunst ist es also, einen Waschboxbetreiber bzw. die Aufsichtsperson zu [s]schmieren[/s] überreden, eine Ausnahme zu machen und die Handwäsche für unser spezielles Auto zu erlauben. Bei mir hat es funktioniert (solange niemand warten muss, weil ich die Box blockiere).

Was benötige ich für die richtige Handwäsche?

Eine durchaus richtige, aber zunächst wenig hilfreiche Antwort wäre: Mikrofaser. Mikrofaser hat die Fahrzeugpflege in den letzten Jahren revolutioniert: Die Abtragswirkung von feuchter Mikrofaser ist unübertroffen, deswegen hat sie auch schon vor vielen Jahren Einzug in die Reinigungsartikelpalette für den Haushalt gehalten.

Kurze Zeit später setzte sie ihren Siegeszug in der Fahrzeugpflege fort, denn bei ausreichend dichten und langen Fasern („Flauschigkeit“) reinigt Mikrofaser sowohl stark als auch schonend. Dazu ist ihr Wasseraufnahmepotenzial („Saugkraft“) auch noch so gut, dass selbst das Trockenleder ausgedient hat: Gute Trockentücher sind heute aus Mikrofaser.

So, dieser Artikel ist schon viel zu lang geworden, und ich habe noch nicht ein einziges Produkt beim Namen genannt. Tue ich jetzt auch nicht mehr, denn das würde die Länge noch einmal verdopppeln – das Ganze soll ja noch „verdaubar“ bleiben. Konkrete Produkte (mit Link) zähle deshalb ich im nächsten Artikel auf, praktisch eine „Einkaufsliste“ für die ordentliche Fahrzeugwäsche. Bewährte, solide Fahrzeugpflegeartikel mit einem vernünftigen Preis-/Leistungsverhältnis. In der Regel mit hervorragender Ergiebigkeit (reichen meist viele Jahre lang), bzw. Wiederverwendbarkeit: Mikrofaserprodukte lassen sich x-mal waschen (max. 60°C, kein Weichspüler, ggf. Wäschetrockner mit geringster Hitze) und jahrelang wiederverwenden.

Ich hoffe, ich konnte Eurer Interesse für die erweiterte Fahrzeugpflege wecken verabschiede mich mit noch mal 3 schönen Fotos, wie ein Lack auszusehen hat.

7 Kommentare

  1. Na dann bin ich mal gespannt was hier noch so kommen wird. Zufällig hab ich auch einen weissen BMW und werde dir bei Gelegenheit mal ein Foto schicken.

    Ansich wollte ich nach dem Winter das dann 3 Jahre alte Auto aufbereiten lassen, aber vielleicht bekomm ich es ja auch selber hin mit deinen Tipps. :)

    FG

  2. Danke für Deinen freundlichen Kommentar. Dann muss ich mich aber sputen mit den Nachfolgeartikeln, das Thema ist umfangreich.
    Der nächste Artikel, zur richtigen Wäsche mit allen benötigten Materialien, ist schon in der Mache )

    Viele Grüße,
    Thomas

  3. Die Tipps zur Pflege meines vierbeinigen Oldtimer nehme ich in Gebrauch, danke! Den habe ich vor kurzem gekriegt und darf mir also nicht erlauben, schmutzig zur Arbeit zu kommen. Werde die Warnungen vor Lack-Killer beachten, danke!

  4. Danke für die Infos zur Autopflege. Ich muss mich besser um mein Auto kümmern. Ich werde mich nach einem professionellen Service umsehen, der mir bei der Reinigung meines Autos helfen kann.

  5. Interessante Informationen zur Autoreinigung. Ich wusste nicht, dass die Handwäsche so viel schonender ist als die Waschanlage. Im Sommer werde ich mein Auto auch mal per Hand waschen.

  6. Ich möchte mich besser um mein KFZ kümmern, und informiere mich daher zum Thema Autopflege. Ich wusste gar nicht, dass Waschanlagen so schädlich für den Lack sind. Besonders, dass durch die oberflächlichen Kratzerchen ein Grauschleier erzeugt ist, finde ich nicht gut. Ich werde wohl auf Handwäsche umsteigen.

2 Trackbacks / Pingbacks

  1. Geheimtipp: Extrem günstige Mikrofasertücher
  2. Die schonende Handwäsche #1 – Die Einkaufsliste | Car-Maniac

Schreibe einen Kommentar zu Celsi Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*